Freitag, 1. August 2014

Schreibkick # 7: Würfel dir deinen Titel (Der brüllende Vampir mit dem Klappstuhl)

Der brüllende Vampir mit dem Klappstuhl

So, hier ist mein Beitrag zum Schreibkick diesen Monat. Wie konnte ich nur auf so eine blöde Idee kommen, dass man Titel würfeln kann... mir ist wirklich eeeewig nichts eingefallen!!! Ich habe letztendlich auch keine ganze Geschichte auf die Reihe bekommen, hatte dafür aber mehrere kurze Szenen im Kopf die ich ganz lustig fand. Zwei davon habe ich jetzt für diesen Schreibkick ausformuliert. Ich hoffe, sie gefallen euch auch :-)


Hängen geblieben

Als Maroon am Morgen erwachte, fühlte er sich wie neu geboren, voller Energie und Tatendrang. Kaum schlug er die Augen auf spürte er das drängende Verlangen, sich auf den Weg zu machen. Endlich war es wieder so weit. Jagdsaison. Das war immer die beste Zeit des Jahres. Er klappte den Deckel seines Sarges auf und stieg eilig über die Kante. Sein Umhang hing am Haken, schon grau von all dem Staub. Als er ihn mit Schwung um hängte, stob eine graue Staubwolke auf, welche ihn zum Niesen brachte. Jedes Jahr nahm er sich vor, ihn während seiner Ruhezeiten besser zu pflegen. Doch diese guten Vorsätze wurden meist sehr bald von Müdigkeit und Trägheit verdrängt. Aus Gewohnheit lief er zu dem Wasserkocher, der in einer Ecke seines kleinen Kerkers auf einem keinen Mauervorsprung stand. Doch dann entschied er sich anders, heute Abend war keine Zeit für seinen Guten-Abend-Earl Grey. Er wollte direkt hinaus, den Kies unter seinen Füßen und die milde Nachtluft auf seiner Haut spüren. Mit wenigen Schritten hatte er den kleinen Raum durchquert, öffnete die schwere Holztüre und trat hinaus in die Gänge des uralten Schlosses, das er sein Eigen nannte.

...

Herrlich, die Stadt von oben zu sehen. Verheißungsvolle Gerüche kamen aus jeder Ecke. In den letzten Wochen hatte er höchstens mal eine kleine Runde um sein Schloss gedreht, wenn die Langeweile die Müdigkeit überwog. Jetzt entdeckte er am Himmel auch noch andere Umrisse. Es schienen bereits andere Vampire außer ihm auf der Jagd zu sein. Nachdem er einige Runden geflogen war, senkte er seine Flughöhe über einem Wohngebiet mit Einfamilienhäusern am Stadtrand, und begann die Witterung aufzunehmen. An einer Kreuzug schlug ihm zunächst der modrige Duft einer alten Dame entgegen. Nicht gerade sein Geschmack, wäre "Ü60-Samson" jetzt hier, würde er wohl seinen Gefallen an der Dame finden. Kaum war Maroon an ihr vorbei, stieg ihm der herbe Geruch muskelbepackter Männer in die Nase. Als er nach links blickte, erkannte er die Ursache. Die Straße war aufgerissen und mit einem Bauzaun gesichert. Hier mussten den ganzen Tag über Bauarbeiter in der Sonne geschwitzt haben. Vielleicht sollte er Chantal Bescheid geben, sie könnte später vielleicht die Fährte einer der Männer aufnehmen.
Als er über ein Grundtück mit Pool flog, hielt er abrupt inne und sog die Luft ein. Dieser süßliche Duft, irgendwie sanft, aber zu gleich auch verheißungsvoll und wild. Als er nach unten blickte sah er sie. Sie schwomm mit großen Schwimmzügen durch den Pool, wobei sie mit dem Kopf immer wieder untertauchte. Er konnte ihren Atem hören und ihr Blut bereits schmecken, saftig und süß. Ja, sie war es. Sie sollte es dieses Jahr werden. Seine erste Mahlzeit. Er landete auf dem Wintergarten eines Hauses und beobachtete sie von dort aus. Sie schwamm noch einige Minuten durch den Pool und stieg dann mit einer schwungvollen Bewegung über den Rand. Ihr Geruch wurde nun unglaublich intensiv. Maroon konnte sich kaum noch bremsen. Doch er musste sich beherrschen. Es war noch nicht der richtige Moment. Das Mädchen lief zu einem Klappstuhl, über das sie ihr Handtuch geworfen hatte und begann, sich damit abzutrocknen. Maroon beobachtete jede ihrer anmutigen, zarten Bewegungen ganz genau. Als sie ihm für einen Moment den Rücken zudrehte, stieß er sich ab und schwebte zu ihr hinunter. Sie musste gehört haben, wie er auf dem Boden aufsetzte, denn sie drehte sich plötzlich um und blickte ihn an. Ihre Augen waren tiefblau und Maroon blieb für eine Sekunde der Atem weg. Ihr Blick verriet Entsetzten, aber zugleich auch Bewunderung -  eine ganz normale Reaktion eines Sterblichen auf einen Vampir. Dann machte sie zwei Schritte rückwärts. Er setzte ihr nach. In Gedanken zählte er bis drei, um sich auf sie zu stürzen, sie in den Arm zu nehmen, ihr süßes Blut zu kosten und sie für eine gewisse Zeit zu seinem Eigen zu machen. Bei drei machte er einen Satz nach vorne.
Doch sie war schneller. Sie drehte sich um, schmiss dabei den Kappstuhl um und rannte in Richtung des Hauses davon. Maroon wollte hinterher, doch als er sich vom Boden abstoßen wollte, blieb er in seinem Mantel hängen, stolperte einen Schritt vorwärts, fiel über seine eigenen Füße und landete kopfüber in dem umgefallenen Klappstuhl, der sich irgendwie um ihn herum zusammenfaltete. Er fluchte und versuchte das Ding abzuschütteln. Doch als er aufstehen wollte, verhedderte er sich nur noch mehr in dem hölzernen Etwas und klemmte sich den Daumen seiner rechten Hand ein. Er brüllte unt tobte vor Hass und Wut auf sich und den Klappstuhl, wobei er sich noch mehr Gliedmaßen zerquetschte. Er verfluchte die ganze Welt, das Mädchen, den Pool, die alte Dame und die Bauarbeiter und schrie den Stuhl an, er solle ihn endlich los lassen. Erst nach einer Minute hatte er sich beruhigt. Vollkomen außer Atem saß er am Beckenrand, immernoch den Klappstuhl um sich gewunden. Fassungslos blickte er an sich herab. Es war einfach unglaublich. So etwas peinliches war ihm noch nie passiert...



Ein Pirat, ein Vampir und eine Sphinx treffen sich in der Wüste...

Sie waren schon so weit gekommen. Da würden sie jetzt doch wohl nicht scheitern. Jetzt war wieder Captain Coockie an der Reihe, ein Rätsel der Sphinx zu lösen. Sie holte eine Tafel hinter ihrem Rücken hervor und legte sie vor Coockie auf den Boden. "Deine Aufgabe lautet: Finde den Fehler in diesem Satz!" Eduard rutsche das Herz in die Hose. Er wusste, dass der kleine Pirat unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche litt und dass es für ihn unmöglich sein würde, dieses Rätsel zu lösen. Auch Coockie wurde sichtlich nervös. Er starrte auf die Tafel, kratzte sich am Kopf, stammelte vor sich hin "Äh, hm, ja, also, äh..." Eduard versuchte einen Blick auf die Tafel zu erhaschen, doch der winzige Pirat versperrte ihm trotz seiner "Größe" die Sicht.
"Also, wie lautet deine Antwort?"
"Ähm, gib mir doch noch ein bisschen, lass mich mal... muss denken... ich weiß nicht..."
"Deine Zeit läuft ab."
"Aber ich äh..."
"Du musst dich entscheiden."
Die Stimme der Sphinx wurde immer bedrohlicher, der kleine Pirat fing an zu zittern, seine Stimme hörte sich an, als würde er gleich in Tränen ausbrechen... dann quiekte er kleinlaut: "Ich sehe keinen Fehler." Eduard hielt den Atem an.
Die Sphinx blickte Coockie an, legte den Kopf schief und begann zu lächeln. "Das ist richtig. Ich hätte nie gedacht, dass Ihr mit der Kultur der Kuatamulu vertraut seid, dem Volk, das per Definition fehlerfrei ist. Ich bin beeindruckt." Eduard atmete erleichtert auf. Das war knapp.
"Doch nun zu Euch, Eduard. Eure Aufgabe wird es sein, zwei Tage und zwei Nächte auf den Beinen zu verbringen."
Eduard stutzte. Er überlegte."Habe ich das richtig gehört? Auf den Beinen? Zwei Tage und zwei Nächte?" Die Sphinx nickte und lächelte, denn sie hatte gehört, wie sehr dem Vampir bereits die Füße schmerzten vom Laufen. Kraft zum fliegen hatte er schon länger nicht mehr.
"Ähm... ist es egal, wessen Beine es sind?"
Die Sphinx sah ihn verwirrt an. "Nun ja, ich bezweifel, dass dir dein Freund hier seine leihen würde."
"Und angenommen, ich hätte ein Holzbein, oder zwei... oder sagen wir.... vier? Ginge das auch? Nur mal so... aus Interesse."
Die Sphinx sah ihn an, als wäre er nun völlig bekloppt. "Äh ja..."
Da griff Eduard in seinen Seesack und holte einige miteinander verbundene Holzstangen heraus. Die Sphinx beobachtete ihn interessiert, wie er mit den Standen herum hantierte und sie zusammen steckte. Als sie erkannte, was der Vampir vorhatte, fuhr sie ihn an: "Hilfsmittel sind nicht erlaubt!"
"Wieso? Ich habe gefragt, ob es meine eigenen Beine sind, auf denen ich mich halten muss und ob es ein Problem wäre, wenn ich vier Holzbeine hätte. Alles kein Problem. Dies ist ein Klappstuhl, eine Sonderanfertigung für Seesäcke - welche mein Ur-, Ur-, Urgroßvater entworfen hat, übrigens - welcher vier Holzbeine besitzt. Auf diesen Beinen werde ich mich zwei Tage und zwei Nächte halten, wie wir es ausgemacht hatten." Die Sphinx erblasste, starrte ihn einen Moment lang wütend an und sagte dann: "Na gut, dann soll es so sein. Aber  wehe ihr berührt den Boden anderweitig. Die Sphinx drehte sich um und wanderte dem Horizont entgegen. Eduard und Captain Coockie blickten ihr hinterher, bis ihr Umriss hinter einer Düne verschwand. Die ersten Stunden gingen ganz gut vorbei. Doch irgendwann schlief Coockie ein und Eduard musste versuchen, sich wach zu halten. Da er nichts hatte, außer sich selbst und den Klappstuhl, fing er irgendwann an zu singen, leise und sanft, wobei er sich vorstellte, auf seinem Glockenturm zu stehen und bei kühler Nachtluft den Blick über die Stadt streifen zu lassen.

...

Als die Sphinx nach zwei Tagen und zwei Nächten zurück kehrte, hörte sie bereits aus der Ferne ein schreckliches Krächzen und Gröhlen. Es hörte sich an, als würde man ein Kamel treten, bis es vor Schmerzen anfing zu brüllen. Um so näher sie dem Vampir und dem Piraten kam, umso lauter und unerträglicher wurde das gejaule. Da sah sie den Vampir auf seinem Klappstuhl stehen, die Arme erhoben und aus voller Kehle brüllend. Mittlerweile tat ihm der ganze Körper weh. Sein Hintern von der harten Sitzfläche, seine Beine von der starren Haltung, sein Genick, weil er vollkommen verdreht auf dem Stuhl in einen unruhigen Halbschlaf verfallen war, sein Kopf von der Sonne (trotz Sonnenschirm), seine Lungen vom brüllen und seine Arme vom Sonnenschirmhalten. Aber das Gekreische war für ihn momentan die einzige Möglichkeit sich wach zu halten und die Schmerzen zu ertragen. Der kleine Captain Coockie saß einige Meter entfernt und hielt sich die Ohren zu.
Die Sphinx war überrascht, lächelte dann aber fröhlich in sich hinein und musste beinahe lachen. Das waren sie also. Die Helden, die sich als würdig erwiesen, den Schatz des ehrwürdigen Kapitäts Fletscher Flechtebart zu bergen. Ein blüllender Vampir mit Klappstuhl und ein winziger Pirat mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche...


Diesen Monat dabei:
Schreibfee


Das Thema für den 01.09. lautet: Sommerpause
Da gerade die Motivation zu schreiben nicht allzu hoch scheint, ist das Motto für den 1.9. Sommerpause... wer will, kann es wörtlich nehmen und Pause machen, wer Lust zu schreiben hat, darf es gerne kreativ auslegen und einen hübschen Text dazu kreieren.

Mitmachen? HIER steht, wies geht! :-)

4 Kommentare:

  1. wow, da hast du ja gleich zwei tolle geschichten hin bekommen!
    und zudem noch viel länger als meine :D

    alles liebe schreibfee <3

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  2. Dankeschön meine liebe :) Freut mich, wenn sie dir gefallen :)

    alles liebe,
    Sabi <3 <3 <3

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  3. Ganz toller Beitrag!
    Du hast wirklich einen tollen Blog. Mich würde es so freuen wenn du mal vorbeischauen würdest, vielleicht gewinne ich ja eine neue liebe Leserin dazu :). Behalte deinen Blog ab jetzt im Auge.

    Liebe Grüße Sophia von
    www.sophias-fashion.blogspot.com

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  4. Hey Sophia,

    vielen Dank :) freut mich, wenn dir mein Blog gefällt. Deiner gefällt mir auch gut, auch wenn fashion nicht ganz mein Thema ist ;-)

    lg,
    Sabi

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