Montag, 6. April 2015

Neuer Blog & Schreibkick

Hallo ihr lieben,

es ist endlich geschafft, ich habe meinen Schreibkick fertig geschrieben.
Außerdem ist mein neuer Blog fertig. Den neuen Blog findet ihr unter: www.sabi-writing-whatever.com

Hier ist der ganze Text:

Vom Einen zum Anderen

Teil 1: Gehässige Schlangen und großartige Städte


Von weitem hört man das Donnern und sieht Blitze über den Himmel zucken. Es regnet, ist kalt und das Mädchen auf der Straße friert in ihrem dünnen Kleidchen, das durch das harte Leben auf der Straße völlig zerrissen ist. Mit großen, traurigen Augen sieht sie auf, als der reiche Rechtsanwalt mit der großen Villa an ihr vorbei läuft, und flüchtig zu ihr blickt, um dann sofort wieder den Blick zu senken und hastig seinen Weg fort zu setzen. Müde schließt das Mädchen die Augen, wischt sich das Regenwasser von der Stirn und die nassen Haare aus dem Gesicht. Als sie die Augen öffnet, steht ihr ein Mann in grüner Uniform gegenüber. Er mustert sie herablassend und geht weiter. Der Regen nimmt zu und das beginnt die Straße entlang zu rennen, auf der Suche nach einem Unterschlupf. Plötzlich hört sie aus dem prasselnden Regen ein Rascheln heraus. Sie blickt in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernimmt. Ein Mann mit einem alten Strickpulli, alten Jeans und einer Wollmütze auf dem Kopf sitzt auf einer Treppe, die sie vorher noch nie wahrgenommen hat. Sie zögert kurz, geht dann jedoch auf die Treppe zu. Das obere Ende, an dem sich eine Türe befindet ist überdacht. Der Mann mustert sie, als sie sich vorsichtig in einigem Abstand auf der Treppe niederlösst. Dann reicht er ihr die Flasche hinüber. „Hier, das wärmt“. Mit trüben, von der Kälte fiebrigen Augen schaut das Mädchen den Mann an. „Aber du hast doch selbst kaum etwas“. Freundlich lächelt er ihr zu und sagt: „Genau deshalb.“ 

Der Wein brennt in ihrem Hals. Und doch fühlt es sich gut an. Für kurze Zeit gibt er ihr ein warmes, wohliges Gefühl.
„Wie heißt denn du?“ fragt der alte Mann sie. „Nili“, antwortet das Mädchen. Ihr richtiger Name ist eigentlich Nena-Lena, aber so wurde sie schon lange nicht mehr genannt.
„Nili, soso“, grunzt der Mann durch seinen Bart. „Kannst du mal auf die Tür aufpassen, Nili?“ Das Mädchen blickt ihn verwundert an. „Auf die Tür aufpassen?“
„Ja, ich muss mal schnell wo hin. Und durch die Tür darf keiner durch.“
„Was ist denn dahinter?“
„Keine Ahnung. Hab vor Jahren mal nen Blick riskiert. Da war ein grauer Gang. Nix spannendes. Rein bin ich nie. Also, schaffst du das?“
Nili überlegt kurz. Klingt eigentlich nicht weiter schwer. Hier sitzen und keinen rein lassen. „Ja, okay.“
„Gut, dann bis später.“
Der alte Mann steht auf und schlürft durch den Regen die Straße entlang. Nili blickt ihm noch eine Weile hinterher und dreht sich dann zu der Türe um. Es ist eine einfache Tür aus Metall. Nichts Besonderes. Keine Warnhinweise, keine Schilder. Sie sieht aus, wie ein Hintereingang zu irgendeinem Geschäft oder einer Fabrik. 

Nili steht auf und tritt auf die Türe zu. Vorsichtig legt sie ihre Hand auf die Klinke, blickt noch einmal die leere Straße entlang und drückt die Klinke hinunter. Die Tür ist schwer. Sie muss sich mit ihrem gesamten Gewicht dagegen stemmen, um sie zu öffnen. Als der Spalt breit genug ist, huscht sie schnell hindurch.  Hinter ihr fällt die Tür mit einem lauten Knall wieder ins Schloss. Nili steht in einem langen, grauen Gang, der sich endlos in die Länge zu ziehen scheint. Von hier aus sieht sie keine Abzweigungen und kein Ende. Auch weitere Türen sieht sie nicht. Alle paar Meter hängt eine nackte Glühbirne an der Wand. Vorsichtig geht Nili ein paar Schritte in den Gang hinein. An einem so seltsamen Ort war sie noch nie. Ein leichter Schauer läuft ihr über den Rücken. Noch einmal blickt sie zurück zur Tür. Kurz überlegt sie, einfach wieder hinaus zu gehen, doch ihre Neugier ist einfach zu groß. Entschlossen ballt sie ihre Hände zu Fäusten und geht weiter den Gang entlang.

Auch nach mehreren Minuten sieht sie vor sich nichts weiter als den grauen Gang. Sie mustert die Wände ganz genau, in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise auf geheime Türen zu erkennen. Aber da ist nichts als nackter Beton. Was sollte das hier alles? Sie geht näher an die rechte Wand, um sie sich genauer anzusehen. Vorsichtig lässt sie ihre Finger darüber gleiten. Ganz normaler Beton. Kleine Hubbel und Rillen hier und da, ansonsten ist er ganz glatt. Sie seufzt. Irgendwie hatte sie sich das spannender vorgestellt. Sollte sie doch wieder zurück gehen? Sie blickt in die Richtung  aus der sie gekommen war und erstarrt vor Schreckt. Dort war nicht länger ein grauer Gang, an dessen Ende die Türe hätte sein sollen. Dort war eine Wegbiegung. Der Gang geradeaus endet und zwei Seitengänge fühen nach rechts und links. Hat sie die Seiten verwechselt? Schnell blickt sie in die andere Richtung, in die sie vorhin gelaufen war. Dort führt der Gang weiterhin geradeaus, wie gehabt. Auch keine Türe. Irritiert läuft sie zu der Wegbiegung und blickt in beide Richtungen. Auch dort keine Türe, nur ein endloser grauer Gang. Fieberhaft überlegt sie, was sie tun soll. Sie läuft einige Meter in den linken Gang hinein. Auch er scheint geradeaus zu gehen.  Als sie zurück blickt, sieht sie weiterhin die Kreuzung. Von hier konnte sie aber nicht gekommen sein. Schnell läuft sie zurück zur Kreuzung und blickt sich um. Ungläubig schüttelt sie den Kopf. Der Gang, in dem sie eben stand und die Wand angeschaut hatte, der schnurgerade verlief, geht nun nicht länger nur gerade aus. Da sind mehrere Seitenwege, bevor der Gang in einigen hundert Metern an einer T-Kreuzung wie dieser hier in einiger Entfernung endet. Ihr Herz beginnt zu pochen. Was ist das hier für ein Ort? Sie läuft los, in den Gang mit den vielen Abzweigungen hinein. Zu hören ist nichts weiter als ihre Schritte auf dem Asphalt und ihrem Atem. Langsam schlägt ihre Nervosität in Angst um. Sie beginnt zu rennen. Im Vorbeilaufen blickt sie in die Seitengänge. Manche führen nur geradeaus, in anderen erkennt sie weitere Seitengänge und Kreuzungen.  Irgendwann biegt sie ab. Es macht ohnehin keinen Unterschied, sie hat sich verlaufen. Sie hat keinerlei Orientierung mehr.  Das Echo ihrer eigenen Schritte und ihres Atems, der nun immer hektischer geht, geben ihr das Gefühl, verfolgt zu werden. Immer schneller stürmt sie durch die Gänge und um Ecken. Vor sich sieht sie immer neue Gänge, ein scheinbar endloses Labyrinth. Manchmal hat sie das Gefühl, eine Stelle bereits zu kennen, aber sicher ist sie sich nie. Ihre Lungen beginnen zu brennen und ihre Füße zu schmerzen, doch die Angst treibt sie weiter. 

Sie läuft endlose Minuten und hat schon lange kein Zeitgefühl mehr, als sie schließlich erschöpft stehen bleibt. Vollkommen außer Atem lehnt sie sich gegen die Mauern und lässt sich daran zu Boden sinken. Für ein paar Sekunden schließt sie schmerzverzerrt die Augen. Ihr ganzer Körper scheint von der Anstrengung zu brennen.
Als sie ihre Augen nach wenigen Sekunden wieder öffnet, endet der Gang vor ihr plötzlich und da ist eine Tür. Vollkommen verwundert schließt sie die Augen für einen Moment und öffnet sie dann wieder. Die Tür ist immer noch da. Es ist nicht die Tür von vorhin, sondern eine große, schwere Holztür. „Garandis – Stadt“ steht darauf in großen schwarzen Buchstaben.
Hastig steht Nili auf. Garandis, den Namen hat sie noch nie gehört. Aber die Tür scheint ein Ausgang zu sein.

Als sie die Tür öffnet, traut sie ihren Augen kaum. Vor ihr liegt eine Straße, die irgendwie zugleich aus einer Großtstadt und einem Dorf entsprungen scheint. Dort sind große, blitzende Wolkenkratzer, aber die Straße ist schmal, wie auf dem Land und von vielen saftig grünen Bäumen und Büschen gesäumt. Zwischendrin stehen aber auch kleine Häuer und die Dorfstraße geht plötzlich in riesige Kreuzungen über, wie man sie vielleicht in New York vermuten könnte. Warme Sommerluft strömt ihr entgegen. So seltsam die Umgebung ist, hat Nili doch das Gefühl, einen Ausgang gefunden zu haben. Der Blick in den Himmel scheint ihre Vermutung im ersten Moment  zu bestätigen. Doch dann bemerkt sie, dass die Wolken zu starr und zu gleichförmig sind. Erst auf den zweiten Blick erkennt sie, dass sie sich in einer riesigen Höhle befindet, deren Decke wie der Himmel an einem wunderschönen Frühlingstag bemalt ist. Obwohl sie die Erkenntnis, dass sie sich immer noch in dem seltsamen Gebäude befindet sie enttäuscht, ist sie doch gleichzeitig erleichtert, nicht mehr in dem Labyrinth fest zu stecken. Auf der Straße befinden sich außerdem ein paar Menschen. Vielleicht kann ihr ja jemand sagen, wo sich hier der Ausgang befindet.
Nili beschließt, einfach mal die Straße vor sich hinab zu gehen und sich ein wenig in dieser faszinierenden Stadt umzusehen. In den verglasten Wolkenkratzern schein sich an mehreren Stellen Sonnenlicht zu spiegeln. Sie hört Vogelgezwitscher. Und auch wenn sie keine Vögel sieht, beruhigt sie der Klang ein wenig. Es ist hier absolut windstill. Die Bäume stehen regungslos am Straßenrand, kein Rascheln ist zu hören. Autos fahren hier auch keine, trotzdem springen die Ampeln an den großen Kreuzungen regelmäßig um und auch die wenigen Fußgänger, die hier unterwegs sind, halten sich an die Ampelphasen.

Im Garten vor einem kleinen Einfamilienhaus sieht Nili einen alten Mann auf dem Rasen knien. Er hat eine Nagelschere in der Hand, lässt seine freie Hand immer wieder über den ebenmäßigen Rasen gleiten und schneidet hier und da ein paar Millimeter Gras ab. Nili beobachtet den Mann eine Weile und beschließt dann, ihn anzusprechen.
„Entschuldigung?“ Keine Reaktion. Sie versucht es nochmal etwas lauter. „Entschuldigen sie bitte?“
Jetzt hält der Mann in seinen Bewegungen inne, blickt aber nicht auf. Nili beschließt, es trotzdem zu versuchen. „Können sie mir vielleicht sagen, wo ich hier raus komme?“
Ein paar Sekunden passiert nichts, dann beginnt der Mann wieder, mit der einen Hand über den Rasen zu streichen. Wahrscheinlich ist er schwerhörig. Nili beschließt, ihr Glück beim nächsten Passanten zu versuchen, doch in dem Moment als sie sich umdrehen will, beginnt der Mann zu sprechen. „Im blauen Wolkenkratzer. Ganz oben.“
Sie sieht sich um. Tatsächlich. Gar nicht so weit weg von ihr, ragt ein dunkelblauer Wolkenkratzer empor.
„Der dunkelblaue da drüben?“
„Ja.“ Der Mann fährt ununterbrochen fort, über den Rasen zu tasten und hin und wieder die Nagelschere zu verwenden.
„Und wie soll oben in einem Wolkenkratzer ein Ausgang sein“, fragt Nili verwundert.
„Indem er dort ist“, lautet die unbeteiligte Antwort des Mannes.
„Danke“, antwortet Nili und wendet sich dann wieder der Straße zu. Sehr seltsam dieser Mann.
Sie beschließt noch einen weiteren Passanten zu fragen. Das Gespräch läuft ganz ähnlich. Er blickt sie nicht an, sondern geht einfach weiter seines Weges.

Nili beschließt, es einfach mal zu versuchen. Sie läuft in Richtung des dunkelblauen Wolkenkratzers, der vermutlich von überall in der Stadt zu sehen ist. Doch es führt keine Straße direkt darauf zu. Immer wieder muss sie abbiegen, ein Stück nach rechts oder links laufen, bevor eine Straße wieder ein Stückchen näher auf das Hochhaus zu führt. Das Ganze ist ziemlich frustrierend.  Irgendwann gelangt sie an eine Weggabelung. Die Straße auf der sie sich befindet teilt sich auf, wie der Griff einer Wünschelrute. Der eine Weg scheint leicht links am Wolkenkratzer vorbei zu laufen, der andere leicht rechts.  Genervt bleibt sie stehen und betrachtet die beiden Wege. Mit etwas Glück führen beide sie an ihr Ziel, aber hier unten lief bisher nichts so, wie sie sich das wünscht. Resigniert lässt sie sich auf die Straße sinken. I m Schneidersitz sitzt sie da und starrt auf die Gabelung vor ihr, als sie plötzlich ein Rascheln im Gebüsch bemerkt. Eine kleine, silberne Schlange kriecht dort aus der Hecke, direkt auf sie zu. Aber auch die Schlange sieht anders aus, als die Schlangen, die sie von Fotos oder aus Büchern kennt. Sie hat die Augen nicht an der Seite, und auch keine länglichen Pupillen. Stattdessen hat sie zwei große, runde Glubschaugen auf der Vorderseite des Kopfes. Damit sieht sie eher aus, wie ein selbstgebasteltes Sockenmonster. Langsam kriecht die Schlange auf sie zu. Nili steht auf. Sie weiß nicht, ob die Schlange giftig ist oder nicht. Dann hört sie eine säuselnde Stimme.
„Bleib ssstehen ssss… dasss issst guuuter Rat… ssss.“
Irritiert blickt Nili die Schlange an. „Du kannst sprechen“, ist das Einzige, was sie vor Erstaunen heraus bringt.
„Hör mir zzzuuuu“, säuselt die Schlange vor sich hin. „Du willsssst zzzzum Turm… ssss….“ Nili nickt.
„Folge dem rechten Weg ssss… dassss isssst guuuter Rat… ssss“
„Dem rechten Weg folgen? Und das führt mich zum Turm?“
„Genau… ssss…“
Nili grinste. Diese Stadt war schon seltsam. Ihre Schlangen waren redseliger als ihre Menschen.„Und der Turm bringt mich hier raus?“
„Jaaaa… ssss… dasss issst guuuter Rat… ssss“
Nili beschließt, der Schlange Glauben zu schenken. Letztendlich ist es egal. Sie muss sich für einen der beiden Wege entscheiden.
„Danke, Schlange“, Nili lächelt und winkt der Schlange zu, die gemächlich die Straße weiter hinauf kriecht. 

Dann betritt sie den Weg, den die Schlange ihr geraten hat. Es ist eine Landstraße, die fast durchgängig rechts und links von Einfamilienhäusern mit großen Gärten gesäumt ist. Auf einer Wiese stehen ein paar Apfelbäume. Nili klettert über den Zaun und sucht sich zwei der schönsten Äpfel aus. Sie hatte seit Stunden nichts mehr gegessen. Langsam merkt sie, wie sie hungrig wird.

Gut gelaunt beißt sie in einen der Äpfel und schlendert weiter die Straße entlang. Der Turm scheint endlich zügig näher zu kommen. Langsam wird es dunkler. Nili wundert sich ein bisschen, aber warum sollte es in einer Höhle, in der es taghell ist, nicht auch Nacht werden? Als sie während der aufkommenden Dunkelheit den ersten Grabstein in einem der Gärten entdeckt und eine Gänsehaut bekommt, muss sie über sich selbst lachen. Die Bewohner hier hatten eben ihre Marotten. Nur weil es gerade dunkel wird und hier ein Grabstein steht hat das noch nichts zu bedeuten. Doch kurz darauf entdeckt sie den nächsten Grabstein in einem Vorgarten. Wenige Häuser weiter stehen schon mehrere in einem Garten. Was ist das hier für eine komische Umgebung? Sie blickt zum Wolkenkratzer. Er kommt immer näher. Weit ist es nicht mehr. Sie läuft nun zügiger. Es wird immer dunkler und in den Gärten stehen immer mehr Grabsteine. Als sie sich einmal umdreht, um auf die Straße, die hinter ihr liegt zu blicken, bleibt sie wie angewurzelt stehen. Eine schwarze Wand, vollkommene Dunkelheit rast auf sie zu, umgibt sie von allen Seiten und schwappt dann wie ein nachtschwarzes Meer über sie herein. In dem Moment hört sie aus der Ferne eine Turmuhr schlagen. Mitternacht. Es herrscht Totenstille. Dann gehen am Straßenrand Gaslaternen an, die jedoch kaum in der Lage sind, die Umgebung zu erhellen. In ihrer Hand spürt sie etwas Matschiges. Etwas Fleischiges kriecht über ihre Hand. Entsetzt lässt sie den Apfel fallen und schüttelt ihre Hand. Der Apfel ist verfault, an ihren Fingern kleben Maden.

Mittwoch, 1. April 2015

Schreibkick #15: Gehässige Schlangen und großartige Städte & ein neuer Blog!!!!

Hallo ihr lieben,

ich bin diesen Monat mit meinem Schreibkick leider nicht fertig geworden. Die Idee steht, handschriftlich ist auch ein Teil schon fertig, aber ich hab es noch nicht geschafft, ihn abzutippen und fertig zu schreiben.
Aber eines kann ich euch verraten: Es wird eine Fortsetzungsgeschichte.
Ich habe lange überlegt, was ich machen soll und hatte erst eine Fanfiction zu Kai Meyers Sturmkönige im Kopf, die in Samarkand spielt. Wer die Bücher kennt, erinnert sich bestimmt an die "Silberschlangen" (falls hier jemand aus meiner Cthulhu-Runde mitliest, dem dürften die Schlangen auch bekannt sein :D ).
In meiner jetzigen Idee sind immerhin die Silberschlangen geblieben, aber die Grundidee ist eine andere. Ich habe einen meiner aller ersten am PC geschriebenen Texte genommen und dazu eine Fortsetzung geschrieben. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Das nächste und das übernächste  Thema werden die Fortsetzung bestimmen. Ihr könnt also schon gespannt sein.

Als Vorgeschmack habe ich hier schonmal den Teil des Textes, den ich ungefähr mit 13 geschrieben habe. Der ursprüngliche Titel war "Billigwein". Ich gebe meiner Fortsetzungsgeschichte jetzt einfach mal den Arbeitstitel: "Vom Einen zum Anderen"

Vom Einen zum Anderen


Teil 1: Gehässige Schlangen und großartige Städte


Von weitem hört man das Donnern und sieht Blitze über den Himmel zucken. Es regnet, ist kalt und das Mädchen auf der Straße friert in ihrem dünnen Kleidchen, das durch das harte Leben auf der Straße völlig zerrissen ist. Mit großen, traurigen Augen sieht sie auf, als der reiche Rechtsanwalt mit der großen Villa an ihr vorbei läuft, und flüchtig zu ihr blickt, um dann sofort wieder den Blick zu senken und hastig seinen Weg fort zu setzen. Müde schließt das Mädchen die Augen, wischt sich das Regenwasser von der Stirn und die nassen Haare aus dem Gesicht. Als sie die Augen öffnet, steht ihr ein Mann in grüner Uniform gegenüber. Er mustert sie herablassend und geht weiter. Der Regen nimmt zu und das beginnt die Straße entlang zu rennen, auf der Suche nach einem Unterschlupf. Plötzlich hört sie aus dem prasselnden Regen ein Rascheln heraus. Sie blickt in die Richtung, aus der sie das Geräusch vernimmt. Ein Mann mit einem alten Strickpulli, alten Jeans und einer Wollmütze auf dem Kopf sitzt auf einer Treppe, die sie vorher noch nie wahrgenommen hat. Sie zögert kurz, geht dann jedoch auf die Treppe zu. Das obere Ende, an dem sich eine Türe befindet ist überdacht. Der Mann mustert sie, als sie sich vorsichtig in einigem Abstand auf der Treppe niederlösst. Dann reicht er ihr die Flasche hinüber. „Hier, das wärmt“. Mit trüben, von der Kälte fiebrigen Augen schaut das Mädchen den Mann an. „Aber du hast doch selbst kaum etwas“. Freundlich lächelt er ihr zu und sagt: „Genau deshalb.“




Am Ostermontag geht es dann mit der Fortsetzung zum Schreibkick-Thema weiter.

Diesen Monat waren dabei:
Schreibfee


Das Thema für den 01.05.2015 lautet: "April, April, macht was er will!"


Und jetzt kommen wir zur großen Neuigkeit des Tages:

Ab Ostermontag habe ich einen neuen Blog!


Der Blog ist eigentlich so gut wie fertig, ich muss ihn nur noch freischalten. Ab Ostermontag werdet ihr dort alle neuen und auch meine alten Blogbeiträge finden. Ich werde die neuen Beiträge übergangsweise für einige Zeit auch noch hier posten, damit keiner die Umstellung verpasst.


Den neuen Blog findet ihr dann ab Ostermontag unter: www.Sabi-Writing-Whatever.com

Alles liebe,
Sabi

Sonntag, 15. März 2015

Stille: Kapitel 5

Hallo ihr lieben,

es ist wieder der 15. und damit Zeit für den Blogroman.
Im aktuellen Teil geht es sowohl bei Mia, als auch bei Lukas weiter. Ich hoffe, er gefällt euch :-)
Viel Spaß beim lesen!

liebe Grüße,
Sabi

Kapitel 5


Mias Mutter starrte auf die Zeilen in ihren Händen.
„Hallo Lilly, es tut mir leid, aber ich muss weg. Ich muss rausfinden, was wirklich passiert ist. Aber es geht mir gut. Bitte sag das auch meinen Eltern, wenn sie hier auftauchen. Ich werde mich melden. Alles liebe, Mia.“

Der Chefarzt hatte Mias Mutter am frühen Morgen angerufen und gesagt, dass sie auf der Stelle kommen sollten, Mia sei weggelaufen. Das halbe Klinikteam hatte bereits die Klinik und den dazugehörigen Park abgesucht. Zeitgleich mit den Eltern, hatten sie auch die Polizei informiert. Jetzt standen sie alle, Mias Eltern, der Psychologe, zwei Polizeibeamte und Lilly in dem kleinen Zimmer, als es an der Türe klopfte und eine Schwester in Begleitung einer Frau herein trat. „Ähm, Entschuldigung, das hier ist Frau Mernes. Sie sagt, sie sei eine Bekannte von Mia und wolle sie hier besuchen. Alle sechs Anwesenden drehten sich gleichzeitig zu ihr um. „Ich geh dann besser mal“, sagte die Schwester und war eine Sekunde später aus dem Türrahmen verschwunden. Mias Mutter musterte die Frau, die da plötzlich erschienen war. Sie war etwas korpulenter, hatte dunkelbraune Haare und trug einen eleganten, schwarzen Mantel. Sie schätzte sie auf Mitte vierzig. Was hatte eine Frau wie sie mit ihrer Tochter zu tun? Einer der Polizeibeamten trat zwischen die beiden Frauen, die sich gegenseitig musterten. „Kennen sie diese Frau?“ Fragte er, an Mias Mutter gewandt. „Nein, ich habe sie noch nie gesehen.“ Sie wandte sich an die Frau. „Woher kennen Sie meine Tochter?“

Frau Mernes wurde sichtlich nervös. Das war wohl gründlich danebengegangen. Sie hätte bereits etwas ahnen müssen, als der Pförtner sie so misstrauisch angeblickt hatte. Jetzt stand sie gleich Mias Eltern und der Polizei gegenüber und musste sich etwas überlegen. „Wir kennen uns aus der Bibliothek“, antwortete sie und hoffte, dass es aufrichtig klang. „Und was haben sie mit Mia zu tun, dass Sie sie sogar hier in der Klinik besuchen?“ Fragte der Polizeibeamte. „Nun ja, wir sehen uns dort eigentlich jede Woche. Manchmal häufiger und tauschen uns über die Bücher aus, die wir gelesen haben. Daraus hat sich irgendwann eine Freundschaft entwickelt. Ich war selbst überrascht, als sie mir geschrieben hat, dass sie hier ist und dass sie sich über einen Besuch freuen würde.“ Nervös begann sie an dem Schlüssel in ihrer Jackentasche herumzuspielen. Das machte sie immer, wenn sie nicht weiter wusste. „Mia hat noch nie von ihnen erzählt,“ sagte Mias Mutter Sie klang gereizt und machte den Eindruck, als wolle sie gleich auf die fremde Frau los gehen..
„Lilly“, begann der Psychologe. „Hat Mia dir schon von ihr erzählt?“
„Nein, ich glaube nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern.“
„Wer sind Sie?“ platzte Mias Mutter nun um einiges lauter heraus. Frau Mernes wusste nicht, was sie tun sollte. „Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Ich kenne Mia aus der Bibliothek und wir teilen eine gemeinsame Leidenschaft für Bücher. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“ Sie drückte ihre Fingerspitzen nun so stark gegen den Schlüssel, dass es fast schon wehtat. Nachher würde sie wieder lauter kleine Dellen in der Haut haben.
„Das glaube ich Ihnen nicht“, schrie Mias Mutter und stürmte auf Sie zu. Doch da trat der Polizeibeamte zwischen die Beiden.
„Beruhigen sie sich“, sagte er, griff Mias Mutter an der Schulter und zwang sie, stehen zu bleiben. „Hey, jetzt beruhigen sie sich, alles klar? Okay, ich glaube, wir kommen hier so nicht weiter.“ Der zweite Polizeibeamte ging an ihnen vorbei und auf Frau Mernes zu. „Kommen sie mit, dann nehme ich Ihre Personalien auf, damit wir Ihre Aussage später überprüfen können. Wenn es stimmt, was sie sagen, wird das in der Bibliothek sicher jemand bestätigen können.“  Mit diesen Worten führte er sie aus dem Zimmer, hinaus auf den Gang und ins Schwesternzimmer, wo er die Türe schloss. Frau Mernes merkte, dass sich an ihrem Ringfinger langsam eine schmerzhafte Blase bildete.

***

Es war früh am Morgen als Lukas sich auf den Weg zum Fachwerkhaus machte. Lange hatte er überlegt, ob es richtig war dort hin zu gehen. Aber heute früh war er aufgewacht und hatte gewusst, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war. Er hatte sich angezogen, einen Toast mit einer dieser Nutella-Nachmachen geschmiert, dazu ein Glas Orangensaft runtergeschüttet und war losgegangen. Jetzt hoffte er, dass er sich mit dem Überlegen nicht zu lange Zeit gelassen hatte. Immerhin war es inzwischen zwei Wochen her, dass die seltsame Frau ihm den Brief überreicht hatte. Lukast hatte seitdem immer wieder nach ihr Ausschau gehalten, wenn er in der Stadt unterwegs war, aber er hatte sie nie entdecken können. Auf dem Weg zur Schule hatte er einen Umweg genommen, um nicht an ihrem Haus vorbei zu laufen. Als er jetzt davor stand, kam ihm das Haus auf einmal seltsam vor. Es schien nicht hierher zu passen, neben die moderne Bibliothek und das weiße Einfamilienhaus mit den Glasfronten. Irgendwie wirkte es unheimlich. Lukas war kurz davor, einfach weiter zu laufen, als seine Neugierde doch siegte. Das Gartentor knarrte, als er es öffnete. Langsam betrat er das Grundstück und folgte dem Weg aus einzelnen Natursteinplatten zwischen sorgfältig angelegten Kräuterbeeten und wild wachsenden Hecken und Bäumen hinauf zur Türe. Im Haus regte sich nichts. Er ging die drei Stufen hinauf und stand nun etwas unentschlossen vor der Haustüre. Als er gerade auf die Klingel drücken wollte, hielt er inne. Was machte er hier eigentlich? Er hatte einen Brief von einer wild fremden Frau bekommen und stand nun vor ihrer Haustüre, um sich mit ihr über irgendeine unbekannte Bedrohung zu unterhalten. Zweifel kamen in ihm auf und er wollte sich gerade umdrehen, als die Türe aufging und das Gesicht der alten Frau im Türrahmen erschien. Ihre Lippen bewegten sich, aber er war zu erschrocken, um erkennen zu können, welche Worte sie formten. Etwas hilflos blickte er sie an.

Als sie sein Zögern bemerkte, lächelte sie ihm zu, öffnete die Türe ganz und streckte ihm die Hand entgegen. Dann sagte sie etwas langsamer: „Mein Name ist  Liana Weingrün.“ Lukas ergriff ihre Hand. Sie hatte einen festen Griff, kein Wunder, wenn sie diesen Garten wirklich alleine pflegte. „Komm doch bitte rein, Lukas“, sagte sie und machte einen Schritt zur Seite. Immernoch misstrauisch betrat er das Haus. Drinnen stoben ihm Gerüche von Gewürzen entgegen. Wahrscheinlich von Räucherstäbchen, die sie regelmäßig abbrannte. Das Haus war erstaunlich hell und modern eingerichtet. Lukas hatte mit uralten Möbeln aus dunklem Holz, hohen Wandschränken und allerlei Krimskrams in den Regalen gerechnet. Doch die Wände hier im Flur waren weiß gestrichen, an der Wand hin ein farbenfrohes Bild einer Sommerwiese und die Garderobe war in hellem Holz und Silber gehalten. Liana bedeutete ihm, dem Flur zu folgen und das Zimmer geradeaus zu betreten. Er ging voran, sie folgte ihm. Durch einen kleinen Torbogen kam er in das Wohnzimmer. Hier standen eine beige Couch mit einem kleinen Couchtisch davor und eine moderne Schrankwand mit Flachbildfernseher. An den übrigen Wänden standen viele Regale in unterschiedlicher Höhe, die alle bis oben hin mit Büchern gefüllt waren. Liana bedeutete ihm, auf dem Sofa Platz zu nehmen und fragte ihn dann, ob er einen Tee wolle. Lukas nickte, woraufhin sie verschwand. Auf dem kleinen Tisch vor der Couch lag ein altes Buch. „Sowas passt hier schon eher rein“, dachte er bei sich. Der Umschlag war braun und mit ein wenig Gold  verziert. Einen Titel gab es nicht. Zumindest nicht auf der Vorderseite. Den Buchrücken konnte er aus seiner Position nicht erkennen. Lukas hätte das Buch gerne in die Hand genommen, aber er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er in ihren Sachen stöberte, also ließ er es liegen.

Nach wenigen Minuten kam Liana mit einem Tablett, auf dem eine Teekanne und zwei Tassen standen, zurück. Sie stellte das Tablett vor ihm auf dem Couchtisch ab und setzte sich neben ihm auf das Sofa. Dann blickte sie ihn einige Sekunden an, ohne etwas zu sagen. Gerade als die Situation Lukas unangenehm wurde und er aufstehen wollte, begann sie zu sprechen. „Schön, dass du da bist. Ich möchte dir etwas zeigen“, formten ihre Lippen. Sie sprach wieder sehr langsam. Vermutlich dachte sie nach der Situation an der Türe, dass er sie nur so verstehen konnte. Dabei konnte er in der Regel flüssig Lippenlesen, solange er die sprechende Person direkt von vorne betrachten konnte. Liana nahm das Buch in die Hand, das vorhin schon Lukas Aufmerksamkeit geweckt hatte. Vorsichtig blätterte sie darin. Jetzt konnte Lukas erkennen, dass das Buch kein gedrucktes Buch war. Es war handgeschrieben. Manche Seiten waren in einer schön geschwungenen Schrift beschrieben, mit detailreichen Zeichnungen daneben, andere waren wohl in großer Eile aufgeschrieben worden, ebenso wie die Skizzen, die daneben zu sehen waren. Dann hörte sie auf zu blättern. Sie hatte offensichtlich gefunden, was sie gesucht hatte. Die Doppelseite war in kleiner Schrift eng beschrieben, dabei gingen die Zeilen von einer Seite auf die andere über. Die Überschrift entzifferte Lukas als Peisinoen. Lukas versuchte etwas von dem Text darunter zu lesen, bis er merkte, dass die geschriebene Sprache anscheinend nicht deutsch war. Sie erinnerte ihn an Französisch, einige Wörter kamen ihm entfernt bekannt vor. Vielleicht war es spanisch, oder italienisch. Beides hatte er in der Schule nicht gelernt. Im unteren Eck der zwei Seiten war eine Zeichnung. Sie zeigte eine Figur, von vorne und von hinten. Auf der Zeichnung von vorne sah sie beinahe menschlich aus. Der Körper war zwar ein wenig verzerrt, wirkte irgendwie in die Länge gezogen, aber ansonsten war es einem Menschen sehr ähnlich. Bis auf die beiden Balken, die hinter seinem Rücken emporragten. Auf dem zweiten Bild, der Ansicht von hinten, war von den Balken nichts zu sehen. Stattdessen stand es mit ausgebreiteten Flügeln da. Fragend blickte Lukas zu Liana auf. Die klappte das Buch zusammen und legte es wieder auf den Tisch. „Das ist es, worum es geht.“ Lukas verstand kein Wort. Ging es hier um irgendein komisches Fantasy Projekt? War er in eine Sekte geraten? Oder was wollte die Frau ihm sagen. Suchend blickte er sich im Raum um, bis er auf einem der Regale einen Zettel und einen Stift entdeckte. Er stand auf und holte sich beides. Dann kritzelte er ein paar Worte auf das Blatt. „Worum geht es?“ Liana las den Satz und blickte ihn wieder an. „Um genau diese Wesen. Sie waren lange verschwunden und sind jetzt wieder da. Wir brauchen dich für eine bestimmte Aufgabe. Aber ich kann dir erst sagen, worum es genau geht, wenn du zustimmst, dass du dabei bist.“ Verständnislos blickte er sie an. Dann schrieb er: „Wie kann ich etwas zustimmen, wenn ich nicht mal weiß, was ich da zustimme?“ Liana lächelte. „Nun, du bist doch auch her gekommen, ohne zu wissen, was dich hier erwartet, oder?“ Da hatte sie natürlich Recht. Aber das war was anderes, da war die Rede noch nicht von irgendwelchen Fantasiegestalten gewesen. Wieder griff er zu dem Zettel. „Und was soll das sein, diese Peisi…?“ Als Liana den Satz las, verschwand das Lächeln augenblicklich wieder aus ihrem Gesicht und machte einer tiefen Traurigkeit Platz. „Genau das kann ich dir noch nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, dass es sie gibt und dass sie wieder da sind. Sie können große Macht erlangen, das versuchen wir zu verhindern.“ Ungläubig blickte Lukas sie an. Fast ohne hin zu sehen, schrieb er die nächsten Worte auf den Zettel. „Und was soll ich dagegen tun?“ Ihre Antwort überraschte ihn: „Nichts. Du musst nur die vorbereiten, die etwas dagegen tun sollen.“

Montag, 2. März 2015

Schreibkick #14: Gartenzwerg, Sonnenaufgang, Apokalypse

Hallo ihr lieben,

hier ist mein Beitrag zum Thema Gartenzwerg, Sonnenaufgang, Apokalypse.
Naja, die erste Hälfte davon. Zu mehr bin ich einfach nicht gekommen. Die Fortsetzung folgt aber in den nächsten Tagen.

Edit: jetzt isses fertisch.

Theodor


Theodor blickte über den Garten. Die Wiese war saftig grün mit kleinen roten, gelben und blauen Farbtupfern. Der Geruch von frisch gemähtem Gras stieg ihm in die Nase. Er atmete tief ein. Er spürte die Wärme der aufgehenden Sonne. Der Horizont erglühte in strahlendem goldgelb und glutrot. Auf der Straße hinter dem Garten war es noch still. Kaum ein Mensch war unterwegs. Nur Theodor stand hier und wachte über sein Reich. In seinem Garten war alles Bestens. Der Frosch saß am Teich und bewunderte seine goldene Kugel. Die Bergarbeiter-Gartenzwerge standen an der Pforte auf der steinernen Mauer und taten so, als würden sie jederzeit mit der Arbeit beginnen. Das Gartenzwergenmädchen stand am Eingang zur Terrasse, bereit, jeden Besucher freundlich zu empfangen. Als Theodor den Blick hinüber zum Haus streifen ließ, sah er Susanna hinter dem Fenster. Sie hatte eine Gießkanne in der Hand und war gerade dabei, die vielen Blumen im Haus zu gießen. Theodor kannte das Haus recht gut von innen. Er und all die anderen in seinem Garten hatten das große Glück, eine Besitzerin zu haben, die sie über den Winter hinein holte. Er hatte schon im Wohnzimmer an der großen Glasfront, in der Küche über der Spüle und im Arbeitszimmer unterm Dach gewohnt. Wenn dann das neue Frühjahr begann, sah sich Susanna all ihre Gartenmitbewohner genau an. War irgendwo Farbe abgeplatzt oder fehlte etwas, setzte sie sich mit Pinsel und Tonmasse hin und besserte die fehlerhaften Stellen aus. Erst danach wurden sie wieder in den Garten gelassen. Wenn Theodor hingegen in den Garten der Nachbarn blickte, bekam er Mitleid mit den Zwergen und Tieren dort. Einer der Zwerge hatte nicht mal mehr ein Auge. Lange Zeit hatte dort sogar ein Flamingo ohne Kopf gestanden. Dieser Anblick hatte Theodor immer besonders deprimiert. Im letzten Winter hatten sie ihn dann aber endlich weggenommen. Theodor hoffte, sie hatten ihm wenigstens ein würdiges Ende beschert.


Als Theodor zur Straße blickte, sah er eine bekannte Silhouette auf das Haus und den Garten zukommen. Das war der Nachbar Uwe, der Sonntags oft zum Frühstück bei Susanna und ihrem Mann rein schaute. Er hatte immer einen großen Korb unter dem Arm. Was darin war hatte Theodor noch nie gesehen. Aber heute war irgendetwas anders an Uwe. Er ging irgendwie hektischer, so, als würde etwas ihn an seinen Armen nach vorne ziehen. Theodor konnte nicht sehen, ob da etwas war. Die Gartenmauer versperrte ihm die Sicht. Aber Uwe ging leicht nach hinten gebeugt, und abgehackt. Sein Oberkörper zuckte immer wieder leicht hin und her. Als er näher an die Mauer kam, konnte er sein zorniges Gesicht sehen. Irgendetwas schien ihn zu stressen. Dann, kurz bevor Uwe durch das Gartentor trat, sah Theodor, was ihm vorauseilte. Drei riesige, kräftige Hunde. Sie zerrten an der Leine, leckten sich über die Lefzen, sabberten und blickten wild um sich. Der vorderste war schneeweiß, der in der Mitte fuchsrot und der hinterste rabenschwarz. Sie zerrten mit ganzer Kraft an der Leine. Theodor fragte sich, wie Uwe diese Biester überhaupt dazu hatte bewegen können, den Weg zu gehen, den er gehen wollte. Als Uwe dann zuckend durch das kleine Gartentor trat, entdeckte Theodor noch einen vierten Hund. Er war viel dünner als die anderen. Er war aschgrau und man konnte seine Rippen sehen. Irgendwie wirkte er fahl. Aufrecht, die Nase in die Höhe gereckt, schritt er neben Uwe her. Ungläubig betrachtete Theodor das Gespann, das da an ihm vorbei zog. Wo hatte Uwe sich nur diese Biester eingefangen? Freiwillig hatte er sie bestimmt nicht bei sich, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Nach wenigen Sekunden waren sie an Theodor vorbei und um die Hausecke gebogen. Jetzt konnte er nur noch das Scharren ihrer Krallen auf den Pflastersteinen hören. Kurz darauf erklang die Türklingel, was mit einem ohrenbetäubenden Gebell quittiert wurde. Uwes Schreie, welche Theodor nicht verstand gingen in dem Getöse unter. Dann wurde das Gebell leiser und dumpfer und verstummte schließlich ganz.

Nach einiger Zeit, in der es beinahe unheimlich still war, hörte er ein Kratzen und Scharren hinter sich an der  Terrassentüre. Hinter dem Glas sah er die Hunde aufgeregt hin und her wetzen. Immer wieder tauchte einer auf und verschwand wieder. Dann erschien Uwe hinter dem Glas und öffnete die Tür. Mit lautem Gebell stürzten die Hunde ins Freie. Auf der Wiese angekommen, begannen sie miteinander herum zu tollen. Nachdem Uwe die Hunde ein paar Sekunden beobachtet hatte, schloss er die Tür wieder. Theodor fand das alles nicht lustig. Diese riesigen, wilden Hunde machten ihm Angst. Die drei kräftigen machten sich sofort daran, den ganzen Garten zu erkunden. Der Schwarze stürmte, gefolgt von dem Roten, an der Mauer entlang. Dort schnüffelten sie alles ab. Als der schwarze Hund sein Bein hob, um das Revier zu markieren, wandte Theodor sich ab. Es war ihm überhaupt nicht recht, wie diese drei seinen Garten stürmten. Sie nahmen keinerlei Rücksicht darauf, was ihnen in den Weg kam. Achtlos trampelten sie durch die sorgsam angelegten Blumenbeete.  Der weiße Hund war unterdessen unterwegs zum Teich. Nachdem er ein, zwei Mal am Wasser geschnuppert hatte, sprang er aus dem vollen Galopp hinein. Dabei riss er den Frosch mit ins Wasser. Theodor erschrak. Der Frosch landete kopfüber auf der aufgewühlten Wasseroberfläche. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er dort oben weiter treiben würde, bis ihn jemand fand. Wenn er erst einmal unter gegangen war, würde er wohl am Grunde des kleinen Teiches auf ewig liegen bleiben. Der weiße Hund kletterte wieder hinaus aus dem Wasser, drehte übermütig einige Runden um den Teich und sprang dann wieder hinein. Immer wieder wurde der Frosch von seinen Pfoten getreten und schaukelte wie wild auf den Wellen.

In dem Moment hörte Theodor hinter sich ein schabendes Geräusch. Der schwarze und der rote Hund hatten ihren Rundgang beendet und begannen nun, Löcher in den Rasen zu graben. Theodor blieb fast die Luft weg. Er wollte schreien, hin rennen und ihnen seine Schaufel über den Kopf ziehen. Aber er war regungslos. Gartenzwerge waren eben nicht für solche Dinge gemacht. Und so stand er nur da und beobachtete fassungslos, was da in seinem Garten geschah. Da sah er, dass einer der Köter das Gartenzwergenmädchen im Maul hatte. Ihm blieb fast die Luft weg. Hilflos blickte sie ihn aus ihren starren Augen an. Theodor überkam die Wut. Aber er konnte nichts tun, als hilflos zusehen, wie sie ein Loch nach dem anderen buddelten und den schönen, gepflegten Rasen zerstörten, auf der Suche nach dem perfekten Grab für das Gartenzwergenmädchen.

Plötzlich bekam Theodor einen Schlag auf den Hinterkopf. Er fiel. Noch im Fallen sah er große, weiße Tatzen über sich hinweg streifen. Der weiße Hund hatte sein Badevergnügen beendet und war nun unterwegs zu den beiden anderen. Sofort begann auch er mit dem Gebuddel. Der Garten sah mittlerweile aus wie ein Trümmerfeld. Im Gras waren tiefe, braune Krater. Das Hohe Schilf, das um den See herum wuchs, war plattgedrückt und durchnässt. Von den Seerosen war nichts mehr zu sehen, ebenso von dem Frosch. Die Blumenbeete glichen einem Schlachtfeld. Da traten dünne, knochige, fahle Beine in sein Blickfeld. Ganz nah. Theodor lag auf der Seite. Er konnte den Kopf des Hundes zwar nicht sehen, wusste aber, dass es der vierte, der abgemagerte Hund sein musste, der nun vor ihm stand. Wäre er dazu in der Lage, er hätte jetzt wohl eine Gänsehaut bekommen. Ein großes Maul mit spitzen Zähnen beugte sich zu ihm hinunter. Dann wurde er in die Höhe gehoben. Theodor bekam Panik. Was würde der Hund mit ihm tun? Wollte er ihn auch vergraben? Wo waren nur Uwe und Susanna. Sie konnten die Hunde doch nicht so lange unbeaufsichtigt lassen! Während der fahle Hund ihn langsam und gemächlich in eine andere Ecke des Gartens trug, konnte Theodor noch sehen, wie der schwarze und der rote Hund augenscheinlich das richtige Grab für das Gartenzwergenmädchen gefunden hatten. Sie ließen sie hinein fallen und machten sich daran, das Loch zu zu schaufeln. Dann verschwanden sie aus seinem Blickfeld. In der hinteren Ecke des Gartens, wurde Theodor abgelegt. Er hatte den Blick in Richtung Mauer gedreht, so dass er nicht mehr sehen konnte, was im Garten vor sich ging. Der fahle Hund drehte noch ein paar Runden um ihn. Theodor hatte Angst. Er wusste nicht, was der Hund mit ihm anstellen wollte. Aber augenscheinlich wollte er ihn nicht verbuddeln. Theodor hatte nur leider überhaupt keine Ahnung, was Hunde sonst mit ihrer Beute machen konnten. Zum gefressen werden taugte er schließlich nicht. Dann legte der Hund sich hin und nahm Theodor zwischen seine Pfoten. Dabei drehte er ihn so, dass er wieder den Garten sehen konnte. Die drei kräftigen Hunde hatten anscheinend soeben das Grab des Gartenzwergenmädchens fertig verschlossen und schauten sich nach der nächsten Dummheit um, die sie begehen konnten. Wild hechelnd standen sie da, die Zungen heraus hängend.Da spürte Theodor Zähne an seiner Zipfelmütze. Der fahle Hund begann genüsslich an seiner Mütze zu nagen. Theodor spürte, wie sein schöner, glatter Lack abgekratzt wurde von den scharfen Zähnen des Hundes. Ihm wurde ganz flau im Magen. Würde Susanna, wenn sie ihn fände, noch mögen? Würde sie seine Kratzer auffüllen und ihn neu lackieren? Oder würde er ein trauriges Ende auf irgendeiner Mülldeponie finden?


Doch weiter kam Theodor in seinen Gedanken nicht. Denn in diesem Moment sah er, dass die drei übrigen Hunde die Mauer erklommen hatten und in einer aberwitzigen Geschwindigkeit auf die drei Bergarbeiterzwerge zu rasten. Immer näher und näher kamen sie dem Gespann. Theodor hielt den Atem an. Er war sich sicher, dass die drei einfach durch die Zwerge hindurch rennen würden. Es waren nur noch wenige Meter, Theodor kniff die Augen zusammen. Er wollte den Aufprall nicht sehen. Doch dann, plötzlich, blieben sie stehen, als ein Geräusch vom Haus kam. Der vorderste, schwarze Hund war nur wenige Zentimeter von den Zwergen entfernt. Theodor atmete erleichtert auf.  Auch der fahle Hund ließ von der Zipfelmütze ab. Die Balkontüre wurde geöffnet. Dann ertönte ein Schrei. Uwe brüllte die Hunde an. Was ihnen einfiele, sich so zu verhalten. Der ganze Garten sei ein Schlachtfeld. Mit großen unschuldigen Augen blickten die Hunde zur offenen Terrassentüre hinüber. Da drehte der schwarze Hund, seinen Hintern ein Stück zur Seite. Dabei rammte er die Gartenzwerge. Sie fielen. Für eine Sekunde herrschte Stille. Dann ertönte ein Scheppern, das Theodor durch Mark und Bein ging. Das Gebrüll begann von neuem. Jetzt setzten sich die Hunde in Bewegung. Mit hängenden Köpfen machten sie sich auf den Weg zu ihrem Herrchen. Erneut stapften sie  quer durch die Blumenbeete. Aber das machte nun auch nichts mehr aus. Wenige Sekunden später waren sie im Haus verschwunden. Theodor lag im Eck und war traurig. All das, was er so sehr geliebt hatte, lag in Trümmern. Der Garten war sein Stolz, seine Heimat gewesen. Jetzt war kaum mehr etwas davon übrig. Innerhalb weniger Minuten war sein Leben auf den Kopf gestellt worden. Er würde gerne aufstehen, etwas tun. Das Gartenzwergenmädchen ausgraben, nach dem Frosch tauchen. Nachsehen, ob die Bergarbeiterzwerge noch zu retten waren. Kleber konnte Wunder wirken. Doch er war nur ein Zwerg. Er konnte nur hier liegen und warten. Warten und hoffen, dass Susanna käme, und alles wieder in Ordnung brachte.

Diesen Monat dabei:
Nicole Vergin

Das Thema für den 1.4.2015 ist: Gehässige Schlangen und großartige Städte
(dank dem Buchtielgenerator)