Freitag, 28. Februar 2014

Schreibkick #4: Winter



Eis, das vom Himmel fällt und nicht weh tut…


Schneeflocken. Endlich! Es wurde auch Zeit, dass der Winter hier richtig ankam. Mira liebte den Winter. Mit dem Winter konnte sie sich arrangieren. Wenn es draußen kalt wurde, konnte man einfach eine Schicht nach der anderen anziehen und schon war einem warm. Dem Sommer konnte man nicht entkommen. Wenn es heiß war, war es heiß. Und in den Läden zu kalt. Und wer trug schon im Sommer eine Jacke mit sich herum. Doch der Winter war perfekt. Dieses wohlige Gefühl, abends mit einer heißen Tasse Kakao am Fenster zu sitzen und hinunter auf die verschneite Stadt zu blicken, mit einer Wärmflasche im Arm und einem guten Buch in der Hand. Alles wurde ruhiger und langsamer. Die weiße Schneedecke dämpfte alle Geräusche und das knarzen der eigenen Schritte im Schnee hatte etwas beruhigendes, vertrautes. Doch sie liebte nicht nur den besinnlichen, stillen Winter, sondern auch den eisigen, wenn der Wind pfiff und einem den Schnee ins Gesicht trieb, dass er auf der Haut brannte wie tausend kleine Nadeln. Auf der Brücke über dem Bahnhof blieb sie dann oft stehen und beobachtete die Menschen, wie sie sich schutzsuchend an die Wände drückten, sich die Mützen tiefer ins Gesicht zogen und ihre Schals enger um den Hals wickelten. Meist nur für wenige Minuten, länger hielt auch sie es nicht aus. Doch danach fühlte sie sich immer lebendiger als je zuvor. Schnee war sowieso etwas, was sie faszinierte. Da fiel Eis vom Himmel, und es tat nicht weh. Meistens zumindest. Dieser Gedanke brachte sie jedes Jahr aufs Neue zum schmunzeln. Die Kälte und Trostlosigkeit des Winters passten außerdem perfekt zu ihrer Stimmung. Keine verliebten Paare, die gemeinsam auf Bänken saßen, keine glücklichen Großfamilien in Biergärten, keine Sportler, die motiviert an ihr vorbei rannten und keine Omas mit Hund, die lächelten und grüßten. Im Winter hatte sie ihre Ruhe und konnte für sich alleine durch die Stadt streifen ohne ständig das Gefühl zu haben, irgendetwas im Leben zu verpassen, nicht dazu zu gehören, nicht zu passen. Außerdem passierte ihr im Winter eigentlich immer nur Gutes. Es gab wenige Lichtblicke in ihrem Leben, aber einen gab es dann eben doch, seit letztem Jahr. Da hatte sie Daniel kennen gelernt. Er war der erste, bei dem sie das Gefühl hatte, dass er sie verstand. Sie hatten sich an dem Tag kennen gelernt, an dem damals der erste Schnee fiel. Mira war in dem kleinen Fotoladen im Shopping-Center um  Postkarten für ihre Brieffreunde zu kaufen. Er war auf der Suche nach einem Objektiv für seine Kamera. Damals war er noch ein totaler Anfänger. Er lief ziellos zwischen den Regalen umher und da der Verkäufer irgendwo im Hinterzimmer verschwunden war, sprach sie ihn nach einiger Zeit an. Die nächsten Wochen trafen sie sich immer wieder, um Bilder zumachen. In diesem Winter sind einige ihrer coolsten Sachen entstanden. Am liebsten machte Mira Fotos von der Natur. Zugefrorene Bäche, kahle Bäume vor einem eisblauen Himmel oder bedrohlich wirkende Bilder von Kirchen und Statuen mit kalter, grauer Wolkendecke im Hintergrund. Daniel war nicht wie die anderen Jungs in ihrer Klasse. Er war wie Mira. Er war ruhig, dachte viel nach, und hatte Spaß an endlos langen Diskussionen über alles. Von Musik bis hin zu Politik und Religion gab es nichts, das ihn nicht interessierte. Und er fotografierte genau so leidenschaftlich wie sie. Oft lagen sie auch nur zusammen auf dem Bett und lasen jeder für sich ein Buch oder hörten Musik von Silverchair oder Nirvana. Und er reiste gerne. Sie hatten im letzten Jahr schon viele Fototouren unternommen. Er überraschte sie nicht mit romantischen candle-light dinnern und hatte ihr erst ein Mal eine Rose mit gebracht. Ein Mal war okay, nicht übertrieben für fast ein Jahr Beziehung. Er war einfach nur da, brachte sie zum Lachen und gab ihr das Gefühl, wenigstens für einen Menschen auf dieser Welt etwas zu bedeuten.

Diesen Monat dabei:
Apfelkern
Storyplotter
Rudelherrin
Schreibfee



Das Thema für den 1.4. ist: Alles Banane!


Oftmals schreibe ich mit passendem Soundtrack im Hintergrund. Und da es dieses Mal besonders gut passt und die Musik sogar Eingang in den Text gefunden hat... biddeschööön: Silverchair - Frogstomp


Wer mitmachen will, hier steht, wies geht:
Schreibkicks - so gehts :-)





8 Kommentare:

  1. hallo liebe sabi!
    deine geschichte ist schön geworden, danke fürs schreiben :)
    ich hab diesen monat bis jetzt noch nichts so wirklich auf die reihe gebracht......hab zwar einen anfang aber sonst....
    wünsch dir viel spaß beim schreiben.
    hab dich lieb,
    schreibfee

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  2. Hey Schreibfee,

    hihi, ich bin mal gespannt, ob ich dann diesen Monat die einzige bleibe, oder ob tatsächlich noch von irgendwem was kommt... angekündigt wurden immerhin einige Texte... mal sehn ;-)

    Freut mich, wenn sie dir gefällt :-)

    hab dich auch lieb,
    Sabi

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  3. Hey,

    cool, einn total typischer Sabi-Text :-) nur länger als deine alten Sachen. Gefällt mir gut!!!

    hm, jetzt wo ich euch hier so schreiben sehe, bekomme ich auch wieder Lust drauf. Unser wöchentlicher Themenaustausch in unserem Forum früher war schon cool, ich hab immer noch voll viele unserer alten Texte....

    vielleicht mach ich nächsten Monat mit, mal sehen :-)

    lg,
    T.

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  4. ??? wie bist du denn hier her gekommen? Is ja cool!!!
    Ja klar, wär echt cool, wenn du mitschrieben würdest. Schick mir einfach deinen Blog, wenn du den ersten Text drin hast :-)

    Ohje, was hast du denn noch so an Texten? Hast du irgendwo noch unsere Schmetterlings-Traumreise Fortsetzungsgeschichte? Die würde ich ja unglaublich gerne mal wieder lesen. Ich glaube, das ist das beste, was wir damals zustande gebracht haben, außer ein paar kurzen "Szenen" die echt gut gelungen sind :D

    Okay, bevor das hier ein Roman wird... --> Mail ;-)

    lg,
    Sabi

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  5. tja... ich weiß immer, was du tust....

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  6. weiß deine Freundin, dass du eine andere stalkst?

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  7. okay, und woher weißt du jetzt davon?

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  8. ... ich hab auch so meine Quellen... ;-)

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